Grün statt Schottergärten und Förderung der heimischen Flora (Antrag im Juli 2021)
Die Gemeindevertretung möge beschließen: Der Gemeindevorstand wird beauftragt, in zukünftige oder zu verändernde Bebauungspläne folgende Festsetzungen aufzunehmen:
1) Die nach Abzug der überbauten und der für andere zulässige Verwendungen befestigten Flächen verbleibenden Freiflächen sind zu begrünen oder zu bepflanzen und im Bestand zu unterhalten (§ 8 Hessische Bauordnung)
2) In diesen verbleibenden Freiflächen ist die flächenhafte Verwendung von Schotter, Splitt, Kies und sonstigen Steinen unzulässig, ausgenommen sind artenreiche Steingärten.
3) Mindestens 25% dieser Freiflächen sind mit standortgerechten und einheimischen Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen oder als Blühwiese auszubilden.
Begründung: Schottergärten sind zumeist folienversiegelte Flächen, die mit dem Ziel vermeintlicher Pflegefreundlichkeit und „Ordentlichkeit“ zunehmend angelegt werden. Die Nachteile der Schottergärten für den Einzelnen, vor allem aber auch Klima und Umwelt, liegen jedoch auf der Hand:
• Nach anfänglicher Leere siedeln sich im Schotter zunehmend Flechten, Moose und Unkräuter an, die durch stetiges Jäten oder (wahrscheinlicher) Chemikalien zurückgedrängt werden müssen, die in Ab- und Grundwasser gelangen
• Die Kiesflächen sind zumeist folienversiegelt und leiten, besonders bei Starkregen, das Wasser oberflächlich in die Kanalisation ein, was zu höheren Abwassergebühren führt. Unter der Siegelfläche kommt es nicht nur zu einer Austrocknung, sondern auch zu einer schwer reversiblen Bodenverdichtung und dem Absterben der Bodenkleinstlebewesen.
• Schottergärten heizen sich im durch Sonneneinstrahlung stärker auf. Diese Wärme wird nachts wieder abgegeben – insgesamt verändert sich das Mikroklima, auch, weil Schottergärten wie Wüsten kein pufferndes Wasser speichern können
• Weniger bewusst ist vielen die Tatsache, dass die Flächen auch das Geräusch vorbeifahrender Autos verstärken
• Für viele Wildtiere, darunter auch Singvögel, Schmetterlinge, Bienen und Hummeln, sind Gärten wichtige Refugien. Denn sie bieten mit ihrer Pflanzenvielfalt Nahrung, Unterschlupf, und Kinderstube für Tiere. Für sie sind darum naturnahe, strukturreiche Gärten besonders wichtig. Steingärten bieten höchstens Mauerasseln und einen Unterschlupf.
Auf die vorgestellte Weise wird sichergestellt, dass bereits angelegte Gärten entsprechenden Bestandsschutz behalten, zudem wird der Fokus auf einheimische Pflanzen gelenkt.
Es wird empfohlen, durch zusätzliche Informationsmaßnahmen die Sensibilisierung der Bürger für dieses Thema weiter zu stärken ums so auch positiv auf das bereits bestehende Gartenbild einzuwirken. Entsprechende Details können um Klima- und Umweltausschuss erarbeitet werden. Dort wo es bereits genügend Pkw-Stellplätze oder Garagen gibt, sollte keine weiteren Vorgärten zu Stellplätzen umfunktioniert werden können.